Seit dem 1. Januar ist Matthias Tillmann (40) als Vorstandsvorsitzender für die Geschicke des FC Schalke 04 verantwortlich - und beobachtete dabei auch eine sportliche Talfahrt des einstigen Aufstiegsfavoriten. Der ehemalige Trivago-Chef sorgte in den ersten sechs Wochen seiner Amtszeit mit neuen strategischen Ausrichtungen für Aufsehen. Im Interview auf der vereinseigenen Homepage blickt er auf seine ersten Wochen auf Schalke zurück und erklärt sein Vorgehen.
So erläuterte Tillmann offen, dass es künftig zu Personaleinsparungen beim ehemaligen Bundesligaklub kommen könne. Die Strukturen sollen eine „Verschlankung“ erfahren, die Verantwortlichen wollen dafür „jede offene Stelle hinter und Positionen nicht automatisch nachbesetzen.“
Gibt Tillmann immer mehr vereinseigene Rechte aus der Hand?
Stattdessen solle die Vertriebskraft strukturell durch einen externen Dienstleister verstärkt werden - eine Sorge der S04-Fans, die befürchten, dass dadurch immer mehr vereinseigene Rechte aus der Hand gegeben werden könnten. „Dies hat entgegen der Schlagzeilen nichts mit einem Verkauf von Vermarktungsrechen zu tun. Wir verkaufen nichts, sondern kaufen eine Dienstleistung ein“, sagt Tillmann.
Das Anforderungsprofil habe sich durch den zweiten Abstieg in kurzer Zeit in sportlicher und wirtschaftlicher Sicht verändert. Die Aufgaben seien deutlich größer geworden. So biete eine externe Ausgliederung den Vorteil eines breiteren Netzwerks. Als Nachteil nennt der Vorstandsvorsitzende die Bindung an Partner und die fällige Provision. Das Catering in der Veltins Arena würde von jeher über eine Tochtergesellschaft betrieben, die zu 100 Prozent dem FC Schalke 04 gehöre. Somit hätte der Klub die volle Kontrolle über das Angebot.
Schalke steht in finanzieller Not - auch aufgrund der Tabellensituation
Besonders heiß diskutiert werden die Themen im Schalke-Umfeld, weil die finanzielle Situation der Gelsenkirchener bekanntermaßen nicht gut aussieht. Ob dadurch aktuell besonders viele Entscheidungen getroffen werden würden, wurde Tillmann gefragt: „Strategische Entscheidungen sollten, wenn möglich, nicht aus einer Drucksituation heraus getroffen werden. Die finanzielle Lage ist weiterhin angespannt, das ist richtig, wir sind aber aktuell nicht gezwungen, Dinge zu tun, von denen wir strategisch nicht überzeugt sind“, sagt er.
Daher sei es umso wichtiger, die Einnahmen- und Kostenstrukturen jetzt so anzupassen, dass Entscheidungen auch künftig nicht aus der Not, sondern inhaltlich getroffen werden können. Dabei spielt auch die sportliche Situation des momentanen 14. der zweiten Liga eine Rolle: Wenn sich die Tabellensituation nicht signifikant verbessere, würden sich die TV-Einnahmen deutlich verringern.
Seit Monaten geistert die Frage einer „Veränderung der Rechtsform“ durch die Anhängerschaft der Königsblauen. Gemeint ist damit die Frage, ob die Profiabteilung der Schalker ausgegliedert werden solle. Zuletzt hatte Schalkes ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies 2020 kurz vor seinem Rücktritt die Ausgliederung der Profiabteilung des FC Schalke 04 ins Gespräch gebracht. Ein Vorschlag, der im Fanlager auf Kritik stieß. Tillmann nahm erst einmal Abstand davon. „In der aktuellen Situation ergebe das wenig Sinn, andere Ideen würden momentan diskutiert.“
Fans fühlen sich von Schalker Kaderplanung betrogen
Fans fühlen sich auch mit Blick auf die Kaderplanung betrogen, sprachen die Schalke-Verantwortlichen im Vorfeld der Wintertransfers doch von „starken Entscheidungen“. Vier Spieler gaben die Königsblauen ab, mit Brandon Soppy und Darko Churlinov kamen zwei neue Gesichter hinzu. „Der Trainer wollte den Kader verkleinern und sich gleichzeitig auf der rechten Abwehrseite sowie im kreativen Offensivspiel verstärken. (...) Im Winter sind die Möglichkeiten traditionell begrenzt und der Markt kompliziert.“
Angesprochen auf die mögliche Opposition, die seit einigen Wochen wie ein Dunst über der Veltins Arena hängt, reagiert Tillmann ausweichend: „Es ist völlig normal, dass sich Fans und Mitglieder in schwierigen Zeiten Sorgen um ihren Verein machen. Das verstehen wir und deshalb laden wir jeden ein, mit uns darüber zu sprechen.“